Selten genug passsiert es, dass ein vegetarisches Gericht der ganzen Familie so schmeckt, dass alle Nachschlag wünschen. Heute war’s wieder einmal so weit. Der Kürbis-Dal war trotz seiner angenehmen Schärfe ein Renner bei Groß und Klein. Dabei war das Gericht einfach und schnell zubereitet. Das Schwierigste war an Tagen wie diesen der Bärlauch, denn auch wenn der kaum 15 Minuten Fußweg von daheim wächst, das schlechte Gewissen begleitet meine Kinder und mich während des ganzen Spaziergangs.
Getroffen haben wir keine 10 Leute, von denen 6 mit ihrem Hund unterwegs waren. Das zeigt, wie gut die Wiener die aktuellen Maßnahmen umsetzen, aber leider auch, dass wir eine schlechte Ausnahme darstellten. Dennoch war es richtig, mit den beiden Kindern einen kurzen Spaziergang zu machen, nicht nur wegen der hand-voll Bärlauch, die wir für unsere Palatschinken gebrockt haben, auch weil es ein unglaubliches Erlebnis ist, diese Stadt einmal für 20 Minuten ohne den sonst üblichen Radau mitzubekommen, die zwitschernden Vögel, den klopfenden Specht, den springenden Fisch und das Rascheln der Eichhörnchen, fantastisch, wie die Natur von unserem Problem profitiert.
Jedenfalls haben wir es nicht übertrieben und sind mit unserem Büschel Bärlauch nach einer halben Stunde wieder heimgekommen, gerade genug Zeit, dass die Chefin des Hauses ihr wichtiges Telefonat in aller Ruhe durchführen konnte.
Aber genug über unser schlechtes Gewissen, hin zum Wichtigsten des Tages, dieser einen Mahlzeit, die sich wirklich ausgezahlt hat. Für unseren Kürbis-Dal habe ich folgende Zutaten aus unserem großen Quarantäne-Lager entnommen:
500 g Kürbis, geschält und in Würfel geschnitten (Bei Butternusskürbis oder Hokkaido kann das Schälen entfallen)
1 roter Spitzpaprika
5 Stangen vom Sellerie
2 rote Zwiebeln
1 Karotte
ca. 150 g rote Linsen
3 Knoblauchzehen
1 Curcumawurzel ca 10 g
1 Stück Ingwer ca 60 g
1 gelbe Chillischote
ca. 1 El Braune Senfkörner
ca. 1 Kl Anis
1 guter Kaffeelöffel Kreuzkümmel
ein bisserl Bockshornklee
2 El Öl
Salz
Saft einer halben Zitrone
Außerdem hab ich mit den Gemüse“abfällen“ einen Fond hergestellt. Darin waren diverse Abschnitte vom Stangenzeller, die äußerste Schicht eines Fenchel, die sonst wohl braun geworden wäre, die Karottenschalen, die äußerste Schicht vom Zwiebel, ein paar Kräuterstengel, vor allem vom Pedasü, die Ingwerschalen, die Paprikareste, ein Stück vom Stamm des Stängelkohl, die Hälfte eines Lemongrass-sticks, was halt so im Kühlschrank vor dem Verderb gerettet werden sollte und Geschmack in sich birgt.
Wie immer ist natürlich nix fix, nur das Grundprinzip stellt das Gerüst dar. Der Kürbis, die Linsen, die Gewürze. Fond und Gemüse sind rumfort. Was rumliegt und fort ghört.
Jedenfalls habe ich die Gewürze zuerst im trockenen Topf geröstet, bis deren Duft mich betört hat. Dann habe ich ein wenig Öl zugegeben, in welchem ich Kürbis und Paprika angeröstet hab.
Währenddessen hab ich gleich all die wichitgen Zutaten mit dem Krenreißer hineingerieben: Ingwer, Curcuma, Knoblauch, die Chilli hab ich klein geschnitten und zugegeben, die Karotte mit etwas gröber gerissen und mitgeschmort.
Nach ein paar Minuten habe ich dann mit dem Gemüsefond angegossen und die gewaschenen roten Linsen untergemengt. In der Folge agiere ich wie beim Risotto, immer wenn die Flüssigkeit aufgenommen wurde, wieder etwas Flüssigkeit zugeben. Wer mag kann den Fond auch durch Kokosmilch ersetzen, oder halbe-halbe, oder was immer ihr wollt, Hauptsache, es schmeckt Euch.
Das Salz gebe ich erst am Schluss zu, aus Gewohnheit, wenn ich mit Hülsenfrüchten koche, obwohl die roten und gelben (geschälten) Linsen so oder so weich werden, bei braunen oder Tellerlinsen kann das schon mal zum Problem werden.
Währenddessen habe ich meinen Palatschinkenteig vorbereitet, denn Palatschinken passen einfach perfekt zum Dal, besonders, wenn sie dank frischer Kräuter oder Spinat noch eine spezielle Note erhalten. Palatschinken sind ja quasi das Wiener Pendant zum Chapati, ein flacher Fladen, der eigentlich zu eh allem passt, fein nudelig geschnitten als Suppeneinlage, pikant gefüllt, vegetarisch oder mit Fleisch, als Beilage, Hülle oder überbacken, als „Wrap“ oder süß mit Marillenmarmelade, Palatschinken sind die kulinarische Geheimwaffe der Wiener Küche. Bestimmt hat irgendein Inder zuerst in Wien Palatschinken gegessen, bevor er heimkehrte und den billigen Abklatsch Chapati erfand. 😉
Jedenfalls mixte ich einen Palatschinkenteig, aus 3 Eiern, 1/4 l Milch, unserem gewaschenen und wieder trocken geschleuderten Bärlauch und Weizenmehl nach Gefühl, ich sag mal, ca 150 bis 200 g. In diesem Fall zur Hälfte Weizenmehl, zur Hälfte Weizenvollkornmehl. Salz muss natürlich auch rein.
Die Palatschinken bäckt man in einer möglichst trockenen, leicht geölten Pfanne, bis sie auf der Oberseite trocken sind, dann wendet man sie. Mit der richtigen Pfanne kann man dies durch Schupfen machen, in meiner Pfanne wäre das ein Desaster, ich nehme meine Palette dafür.
Aber wem erzähle ich, wie man Palatschinken macht, das weiß ja sogar schon mein Bub.
Tja, mehr ist zu dem Gericht eigentlich eh nich zu sagen, außer, dass Ihr es unbedingt probieren müsst. Immer wenn eine Palatschinjke fertig ist, landet sie auf einem Teller, bekommt einen Schöpfer vom Dal als Fülle auf eine Hälfte und schlägt die andere hälfte darüber. Wer will, kann die Speise noch mit Koriander- oder Minzjoghurt komplettieren. Ich habe wegen des feinen Bärlaucharomas der Palatschinken darauf verzichtet. Der Erfolg bei der ganzen Familie gab mir recht.
