Die Rezeptsammlung

Ich koche seit vielen Jahren und in all den Jahren habe ich mein Essen eigentlich immer „aus dem Ärmel geschüttelt“. So sind viele richtig geile Speisen entstanden, und als ich noch selbständig war, haben meine Gäste immer wieder gerne nach solchen Speisen gefragt und wollten eine Wiederholung. Alleine ich hätte mein eigenes Essen wohl nie genauso nachzukochen vermocht, weil ich selbst nie mitgeschrieben habe und so blieb mir meist nichts anderes über als meine Gäste zu vertrösten.

Natürlich ließ ich mich gerne bitten, denn es gibt ja wohl kaum ein schöneres Kompliment, als die Bitte um Wiederholung. Ein klinisch rein abgeschleckter Teller vielleicht, der kann auch was. Sowas macht mich stolz und glücklich. Aber tatsächlich habe ich es immer so gehalten, dass ich meine eigenen Gerichte, die perfekt waren, nie wieder gekocht habe. So erlangten manche Speisen Kultstatus, und so manch ehemaliger Gast spricht mich noch heute, viele Jahre später auf eine Gericht an, dass ich anno dazumals gekocht hatte.

Ich fordere ja gerne und oft jeden auf, rumfort zu kochen. Einkaufen, was toll aussieht, reif ist und gerade in der Saison und aus eben diesen Gründen auch nicht nur das Beste, was man gerade kaufen kann, sondern oft auch das Günstigste. Und dann kocht man halt etwas damit, worauf auch immer man gerade Lust hat. Und immer wieder wird Euch dabei etwas gelingen, das Ihr einfach geil findet.

Macht es nicht wie ich! Wenn Euch so ein Gericht gelingt, schreibt Euch alles auf und wiederholt es möglichst bald. Seid dabei so genau wie möglich, auch bei den Gewürzen kann man schon mal eine 0,1-g-Waage einsetzen. Ja, die ist nicht nur für Drogendealer erfunden worden, die macht tatsächlich Sinn. Und irgendwann werdet ihr eine Sammlung eigener Rezepte haben, die ihr dann auch weitergeben könnt, in der Familie zum Beispiel, in der Hoffnung, dass dem Nachwuchs Euer Essen eh auch so gut geschmeckt hat.

Ich liebe es, wenn meine Kleine mir hilft, auch wenn das heute noch eher mehr Arbeit macht als abnimmt. Aber es gibt wenig Schöneres als diese Gefühl, das einzige, das ich vererben kann, mein Wissen um die gute Küche, weiterzugeben und dass dieses Wissen auch angenommen wird.

Und so erfüllte es mich mit ganz besonderer Freude, als meine kleine Sous-Chefin mir letztens nicht nur half, eine Quiche zu backen, sondern mittendrin auf einmal hinauslief und mit einem in der Schule selbst gebastelten „Kochbuch“ zurückkam. „Da kann ich mir jetzt doch gleich hineinschreiben, wie man das macht“, sagte sie und machte mich damit zutiefst glücklich.

Und so widme ich in voller Dankbarleit meinen heutigen Eintrag ihr, meiner Sous-Chefin, der heute die Bühne ganz alleine gehören soll, ihr und ihrem ersten Eintrag in ihr ureigenes Kochbuch.


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